Eine Wiese, ein Wald und Zirruswolken.
Geoengineering

Konkrete Geoengineering-Beispiele weltweit

Anton 

Wir leben in einer unglaublich spannenden Zeit, in der unser Planet vor großen Veränderungen steht. Die Geowissenschaften spielen dabei eine entscheidende Rolle, denn sie helfen uns, die komplexen Prozesse unserer Erde besser zu verstehen. Ein Thema, das dabei immer häufiger in den Fokus rückt, ist Geoengineering. Vielleicht hast du schon davon gehört? Aber was genau verbirgt sich hinter diesem Begriff, und gibt es bereits konkrete Projekte, die versuchen, das Klima aktiv zu beeinflussen?

Geoengineering ist die gezielte, großräumige Manipulation von Erdprozessen, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass Geoengineering kein Ersatz für die drastische Reduktion von Treibhausgasemissionen ist, sondern als potenzielles ergänzendes Werkzeug erforscht wird. Warum beschäftigen wir uns überhaupt damit? Ganz einfach: Die Dringlichkeit der Klimakrise zwingt uns, alle wissenschaftlichen Ansätze zu erforschen, die uns helfen könnten.

Tauchen wir gemeinsam ein in die faszinierende Welt des Geoengineering. Wir schauen uns an, welche Methoden es gibt, wie sie funktionieren und wo auf der Welt bereits Projekte gestartet wurden oder in der Forschung sind. Bist du bereit, diesen wichtigen Bereich der Klimamanipulation zu entdecken? Dann steigen wir direkt ins Thema ein!

Was sind Kohlenstoffdioxid-Entnahme-Methoden (CDR)?

Kohlenstoffdioxid-Entnahme (Carbon Dioxide Removal – CDR) bezieht sich auf Technologien und Praktiken, die darauf abzielen, Kohlendioxid direkt aus der Atmosphäre zu entfernen und dauerhaft zu speichern. Diese Methoden sind von entscheidender Bedeutung, um die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre zu reduzieren und das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen. Aber welche konkreten Ansätze gibt es hierbei?

Wie funktioniert Direkte Luftabscheidung (Direct Air Capture – DAC)?

Direkte Luftabscheidung (DAC) ist ein Prozess, bei dem CO2 direkt aus der Umgebungsluft gefiltert wird. Anschließend wird das abgeschiedene CO2 entweder unterirdisch gespeichert oder für andere Zwecke verwendet. Diese Methode simuliert gewissermaßen die Funktion von Bäumen, allerdings in einer technologischen Anlage.

Beispiel 1: Climeworks (Island)
Ein herausragendes Beispiel für DAC ist das Schweizer Unternehmen Climeworks. Auf Island betreibt Climeworks die Anlage Orca und nun auch Mammoth, die weltweit größte DAC-Anlage zur Kohlenstoffabscheidung aus der Luft.

  • Technologie: Climeworks nutzt modulare Kollektoren, die CO2 aus der Luft mithilfe spezieller Filter binden. Wenn die Filter gesättigt sind, werden sie erhitzt, um das konzentrierte CO2 freizusetzen.
  • Kapazität: Die Anlage Orca, in Zusammenarbeit mit Carbfix, hat eine Kapazität, jährlich bis zu 4.000 Tonnen CO2 aus der Atmosphäre zu entfernen. Die neuere Anlage Mammoth, die 2024 den Betrieb aufnehmen soll, ist noch größer und kann bis zu 36.000 Tonnen CO2 pro Jahr abscheiden.
  • Standort: Island ist ideal für solche Projekte, da die geologischen Bedingungen die dauerhafte Speicherung des CO2 im Basaltgestein ermöglichen. Das CO2 wird in Wasser gelöst und unterirdisch in vulkanisches Gestein injiziert, wo es durch natürliche Mineralisierungsprozesse in Stein umgewandelt wird.
  • Status: Climeworks ist ein kommerzieller Vorreiter im Bereich DAC und bietet seinen Service bereits Unternehmen und Privatpersonen an, um deren Kohlenstoff-Fußabdruck zu verkleinern. Dies zeigt die Möglichkeit, die Technologie in die Praxis umzusetzen.

Beispiel 2: Carbon Engineering (Kanada/USA)
Auch das kanadische Unternehmen Carbon Engineering ist ein wichtiger Akteur im DAC-Bereich.

  • Technologie: Carbon Engineering verfolgt einen anderen chemischen Prozess, der flüssige Lösungen nutzt, um CO2 aus der Luft zu binden. Ihr System ist auf größere Skalierbarkeit ausgelegt und soll später mit erneuerbaren Energien betrieben werden.
  • Pilotprojekte: Das Unternehmen hat eine Pilotanlage in Squamish, Kanada, betrieben und arbeitet aktiv an der Planung von kommerziellen Anlagen in den USA, unter anderem in Partnerschaft mit Occidental Petroleum. Ein großes Projekt, “Direct Air Capture plant 1 (DAC 1)” in Texas, soll mit einer Kapazität von bis zu 500.000 Tonnen CO2 pro Jahr die bisher größten Dimensionen erreichen.
  • Anwendung: Neben der Speicherung erforscht Carbon Engineering auch die Nutzung des abgeschiedenen CO2 zur Herstellung von synthetischen Kraftstoffen, was eine weitere Möglichkeit zur Dekarbonisierung darstellen könnte.

Was ist Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (BECCS)?

Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (BECCS) kombiniert die Erzeugung von Energie aus Biomasse mit der Abscheidung und Speicherung des dabei entstehenden CO2. Pflanzen entziehen der Atmosphäre CO2 während ihres Wachstums. Wird diese Biomasse dann zur Energiegewinnung genutzt und das dabei freigesetzte CO2 abgeschieden und gespeichert, kann dies zu einer Netto-Entnahme von CO2 führen.

  • Beschreibung der Methode: BECCS-Anlagen verbrennen Biomasse (wie Holzabfälle, Energiepflanzen) zur Strom- und Wärmeerzeugung. Das bei der Verbrennung entstehende CO2 wird noch vor dem Eintritt in die Atmosphäre aufgefangen und anschließend unterirdisch in geologischen Formationen gespeichert.
  • Beispiel 1: Überblick über Projekte und theoretische Anwendungen:
    • Projekte: Weltweit gibt es bislang nur wenige kommerzielle BECCS-Anlagen. Ein bekanntes Beispiel ist die ADMP-Anlage in Decatur, Illinois, USA, die Ethanol aus Mais produziert und dabei CO2 abscheidet und speichert. Auch in Europa gibt es Bestrebungen, wie das Bio-CCS-Projekt in Stockholm, Schweden, das darauf abzielt, CO2 aus einem Biomasse-Kraftwerk zu sammeln.
    • Theoretische Anwendungen: BECCS wird vom IPCC als eine der Schlüsseltechnologien zur Erreichung negativer Emissionen betrachtet. Die Herausforderung besteht jedoch darin, dass die Nachhaltigkeit der Biomasseproduktion, der Landverbrauch und der Energiebedarf für die Abscheidung und Speicherung sorgfältig bewertet werden müssen. Es ist ein vielversprechender Ansatz, aber einer, der eine umfassende Analyse der gesamten Wertschöpfungskette erfordert.

Was ist Verbesserte Verwitterung (Enhanced Weathering)?

Verbesserte Verwitterung (Enhanced Weathering) ist ein Prozess, bei dem Gesteinsmaterialien mit CO2 reagieren und es dauerhaft binden. Dieser natürliche Prozess der Verwitterung von Silikatgesteinen, der über Jahrmillionen hinweg CO2 aus der Atmosphäre entfernt hat, wird hier gezielt beschleunigt.

  • Beschreibung der Methode: Fein gemahlenes Silikatgestein, oft Basalt oder Olivin, wird großflächig auf landwirtschaftlichen Flächen oder an Küsten ausgebracht. Das Gesteinspulver reagiert dann mit atmosphärischem CO2 und Wasser, wodurch das CO2 in stabilen Mineralien oder als Bikarbonat in den Ozeanen gebunden wird.
  • Beispiel 1: Forschungsprojekte und Feldstudien zur Mineralausbringung:
    • Forschungsprojekte: Zahlreiche Forschungsprojekte weltweit erforschen die Wirksamkeit und die Umweltauswirkungen der verbesserten Verwitterung. Ein Projekt wie das “Enhanced Weathering in Agricultural Systems (EWAS)” in Deutschland untersucht, wie die Ausbringung von Basaltmehl die CO2-Entnahme im Ackerbau verbessern kann.
    • Feldstudien: In Großbritannien hat das “C-CLEAR”-Projekt großflächige Feldstudien durchgeführt, um die CO2-Aufnahmekapazität und die Auswirkungen auf die Bodenfruchtbarkeit und Ökosysteme zu verstehen. Auch die Universität Sheffield ist hier maßgeblich beteiligt.
    • Potenzial: Die Methode hat das Potenzial, im großen Maßstab eingesetzt zu werden, da Silikatgesteine weit verbreitet sind. Die Herausforderung liegt im Abbau, Transport und der Verteilung großer Mengen an Gesteinsmaterial sowie in der genauen Bewertung der Umweltfolgen.

Wie funktioniert Ozean-Düngung?

Ozean-Düngung ist eine Methode, die darauf abzielt, das Wachstum von Phytoplankton im Meer zu stimulieren, um mehr CO2 aus der Atmosphäre aufzunehmen. Phytoplankton bindet durch Photosynthese CO2 und sinkt nach seinem Absterben auf den Meeresgrund, wodurch Kohlenstoff langfristig dem Kohlenstoffkreislauf entzogen wird.

  • Beschreibung der Methode: Häufig wird Eisen als Nährstoff zugeführt, da es in vielen Ozeanregionen ein limitierender Faktor für das Phytoplanktonwachstum ist. Durch die Zugabe von Eisen soll eine Algenblüte ausgelöst werden.
  • Beispiel 1: Historische Experimente (z.B. Eisen-Düngung), Kontroversen:
    • Experimente: Zwischen den 1990er und 2000er Jahren wurden mehrere internationale Eisen-Düngungsexperimente durchgeführt (z.B. EisenEx, SOIREE, EIFEX), um die Wirksamkeit zu erforschen. Diese Experimente zeigten, dass Eisen tatsächlich das Phytoplanktonwachstum fördert, jedoch war die Menge des Kohlenstoffs, der dauerhaft gespeichert wurde, oft geringer als erwartet.
    • Kontroversen: Ozean-Düngung ist eine der kontroversesten Geoengineering-Methoden. Kritiker befürchten unvorhersehbare und potenziell tiefgreifende Störungen der marinen Ökosysteme, einschließlich Veränderungen in der Artenzusammensetzung, Sauerstoffmangel in tieferen Wasserschichten und Auswirkungen auf die Nahrungsketten. Aufgrund dieser Risiken und der unklaren Effektivität sind großflächige Projekte derzeit international stark eingeschränkt und werden primär unter Forschungsaspekten diskutiert.

Welche Rolle spielen Aufforstung und Wiedervernässung von Mooren?

Aufforstung und Wiedervernässung von Mooren sind natürliche Methoden zur Kohlenstoffdioxid-Entnahme, die das Potenzial von Ökosystemen zur Bindung von Kohlenstoff nutzen. Diese Ansätze sind keine “neuen” Technologien, sondern bewährte Praktiken des Landmanagements, die als “natürliche Klimalösungen” einen bedeutenden Beitrag leisten können.

  • Beschreibung der Methode:
    • Aufforstung: Das Anpflanzen neuer Wälder auf Flächen, die zuvor keine Wälder waren, bindet CO2 in Biomasse (Bäumen, Wurzeln) und im Boden.
    • Wiedervernässung von Mooren: Moore sind extrem effektive Kohlenstoffspeicher. Durch die Wiedervernässung entwässerter Moore wird der Abbau organischer Substanz gestoppt und die Emission von CO2 und Methan reduziert, während neue Kohlenstoffbindung angeregt wird.
  • Beispiel 1: Große Aufforstungsprojekte und deren Kohlenstoffsenken-Potenzial:
    • Große Aufforstungsprojekte: Projekte wie die “Great Green Wall” in Afrika zielen darauf ab, über Tausende von Kilometern Bäume zu pflanzen, um der Wüstenbildung entgegenzuwirken und gleichzeitig große Mengen CO2 zu binden.
    • 1 Trillion Trees Initiative: Auch Initiativen wie die “1 Trillion Trees Initiative”, die weltweit die Pflanzung von einer Billion Bäumen zum Ziel hat, verdeutlichen das Potenzial der Aufforstung als Kohlenstoffsenke.
    • Wiedervernässung: In Deutschland erforschen zum Beispiel Projekte des Umweltbundesamtes die Wiedervernässung von Mooren in Norddeutschland. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei die Wiederherstellung der ursprünglichen Hydrologie, um die natürlichen Prozesse der Kohlenstoffspeicherung wieder in Gang zu setzen.
    • Kohlenstoffsenken-Potenzial: Wälder und intakte Moore speichern gigantische Mengen Kohlenstoff. Ihr Verständnis und Schutz ist wichtig für den Klimaschutz. Allerdings benötigen diese Methoden viel Fläche und Zeit, um ihre volle Wirkung zu entfalten, und sind anfällig für Störungen wie Waldbrände.

Was ist Strahlungsmanagement (Solar Radiation Management – SRM)?

Strahlungsmanagement (Solar Radiation Management – SRM) umfasst Methoden, die darauf abzielen, einen Teil der einfallenden Sonnenstrahlung zurück ins All zu reflektieren, um eine Kühlwirkung zu erzielen. Im Gegensatz zu CDR-Methoden entfernen SRM-Ansätze kein CO2 aus der Atmosphäre. Sie sind eher eine Art “Sonnenblende” für die Erde.

Wie funktioniert Stratosphärische Aerosol-Injektion (SAI)?

Stratosphärische Aerosol-Injektion (SAI) ist eine vorgeschlagene Geoengineering-Methode, bei der Aerosole (kleine Partikel) in die Stratosphäre eingebracht werden, um Sonnenlicht zu reflektieren. Diese Methode ist von Naturphänomenen wie großen Vulkanausbrüchen inspiriert, die bekanntermaßen eine vorübergehende globale Abkühlung verursachen.

  • Beschreibung der Methode: Dabei werden beispielsweise Schwefeldioxid-Partikel in Höhen von 15 bis 25 Kilometern in die Stratosphäre gebracht. Dort bilden sie eine dünne Schicht, die einen Teil des Sonnenlichts zurück ins Weltall streut, bevor es die Erdoberfläche erreicht.
  • Beispiel 1: SCoPEx-Projekt (Harvard, geplant/kontrovers):
    • Forschungsstand: Das Stratospheric Controlled Perturbation Experiment (SCoPEx), geleitet von Forschern der Harvard University, ist eines der bekanntesten Projekte, das die SAI-Methode erforschen will.
    • Herausforderungen: Der ursprüngliche Plan war, geringe Mengen Kalziumkarbonat (Kreidepartikel) in der Stratosphäre freizusetzen, um die chemischen Reaktionen und die Streuwirkung zu untersuchen. Das Projekt stieß jedoch auf erheblichen Widerstand, insbesondere in Schweden, wo ein geplanter Testflug im Jahr 2021 nach Protesten abgesagt wurde. Dies zeigt, dass die globale Akzeptanz und die ethischen Fragen eine enorme Herausforderung darstellen.
    • Potenzielle Risiken: Kritiker befürchten unvorhersehbare Wetterveränderungen (z.B. Dürren oder stärkere Niederschläge in bestimmten Regionen), Auswirkungen auf die Ozonschicht und die Herausforderung eines sogenannten “Termination Shock”, wenn die Injektionen abrupt beendet würden und die Temperaturen schnell ansteigen könnten.

Was ist Marine Wolkenaufhellung (Marine Cloud Brightening – MCB)?

Marine Wolkenaufhellung (MCB) ist eine Geoengineering-Methode, die darauf abzielt, die Helligkeit von Meereswolken zu erhöhen, damit sie mehr Sonnenlicht zurück ins All reflektieren. Dies geschieht durch die Erhöhung der Anzahl winziger Tröpfchen in den Wolken.

  • Beschreibung der Methode: Dabei werden feine Partikel von Salzwasser (Aerosole) in tiefe Wolken über dem Ozean gesprüht. Diese Partikel wirken als Kondensationskeime, um die Bildung kleinerer, zahlreicherer Wolkentröpfchen zu fördern. Kleinere Tröpfchen machen die Wolken heller und reflektieren somit mehr Sonnenlicht.
  • Beispiel 1: Forschung in Australien (z.B. Great Barrier Reef) und anderen Regionen:
    • Forschung in Australien: Besonders bedeutende Forschung im Bereich MCB findet in Australien statt, speziell zum Schutz des Great Barrier Reef. Projekte wie das “Reef Restoration and Adaptation Program (RRAP)” erforschen, ob marine Wolkenaufhellung dazu beitragen kann, die Korallenriffe vor der Korallenbleiche durch überhitztes Meerwasser zu schützen.
    • Feldversuche: Wissenschaftler führen hierbei kleinere Feldversuche durch, um die Effektivität und die Auswirkungen der Sprühnebel auf die Wolkenbildung zu untersuchen.
    • Andere Regionen: Auch in anderen Regionen mit sensiblen Küstenökosystemen oder Hafenstädten wird das Konzept erforscht, um lokale oder regionale Kühlungseffekte zu erzielen. Allerdings sind die Herausforderungen in Bezug auf Skalierbarkeit und die potenziellen unbeabsichtigten regionalen Wettereffekte noch groß.

Was ist Zirruswolken-Ausdünnung (Cirrus Cloud Thinning)?

Zirruswolken-Ausdünnung (Cirrus Cloud Thinning) ist eine Geoengineering-Methode, die darauf abzielt, hochgelegene Eiswolken (Zirruswolken) zu stören, damit sie Wärme weniger effektiv in der Atmosphäre speichern. Zirruswolken wirken wie eine Decke, die Wärme in der Atmosphäre halten; ihre Ausdünnung könnte also zu einer Netto-Abkühlung führen.

  • Beschreibung der Methode: Die Idee ist, winzige Partikel (z.B. Bismuttriiodid) in die oberen Schichten der Troposphäre zu bringen. Diese Partikel sollen als Kondensationskeime dienen, um größere Eiskristalle in den Zirruswolken zu bilden. Diese größeren Kristalle fallen dann schneller aus der Atmosphäre heraus, wodurch die Zirruswolken dünner und ihre wärmespeichernde Wirkung reduziert wird.
  • Beispiel 1: Theoretische Ansätze und Modellstudien:
    • Theoretische Ansätze: Bisher existieren für die Zirruswolken-Ausdünnung primär theoretische Ansätze und Modellstudien. Es gibt noch keine groß angelegten Feldversuche. Forschende untersuchen in Computersimulationen, welche Partikel am effektivsten wären und welche potenziellen Abkühlungseffekte sich erzielen ließen.
    • Modellstudien: Studien der ETH Zürich und anderer Institutionen simulieren die Auswirkungen auf das Klima und die Wolkenbildung. Die Herausforderung ist hierbei, die komplexen Prozesse der Wolkenphysik genau zu verstehen und zu kontrollieren, um die gewünschte Wirkung ohne unerwünschte Nebenwirkungen zu erzielen. Es handelt sich um ein faszinierendes Feld mit noch vielen offenen Fragen.

Was sind die gemeinsamen Herausforderungen und Risiken von Geoengineering?

Wir haben gesehen, dass es viele unterschiedliche Ansätze im Geoengineering gibt. Aber bei all diesen Methoden gibt es auch gemeinsame Herausforderungen und potenzielle Risiken, die wir nicht ignorieren dürfen.

Herausforderungen:

  • Kosten und Skalierbarkeit: Viele Technologien sind noch teuer und es ist unklar, ob sie in dem Maßstab angewendet werden können, der für eine globale Wirkung erforderlich wäre. Die Errichtung und der Betrieb von DAC-Anlagen zum Beispiel sind extrem energieintensiv.
  • Akzeptanz und Governance: Das Geoengineering wirft komplexe ethische, politische und soziale Fragen auf. Wer entscheidet, welche Methoden angewendet werden? Wer trägt die Verantwortung für mögliche Nebenwirkungen? Die fehlende globale Governance und die Skepsis der Öffentlichkeit stellen bedeutende Hindernisse dar.
  • Messbarkeit und Verifizierung: Es ist schwierig, die tatsächliche Wirkung und die unbeabsichtigten Nebenwirkungen von Geoengineering-Maßnahmen genau zu messen und zu verifizieren, insbesondere bei SRM-Methoden.

Potenzielle Risiken und ethische Fragen:

  • Unvorhersehbare Nebenwirkungen: Die gezielte Beeinflussung von komplexen Erdsystemen könnte unvorhergesehene und potenziell schwerwiegende Folgen für regionale Wetterphänomene, Ökosysteme und die menschliche Gesundheit haben.
  • Moral Hazard: Die Entwicklung von Geoengineering könnte die Bereitschaft zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen verringern, da es als vermeintliche “Notbremse” wahrgenommen werden könnte. Dies ist eine wichtige Botschaft, die wir immer wieder betonen müssen.
  • Geopolitische Spannungen: Geoengineering-Maßnahmen könnten zu Konflikten zwischen Staaten führen, da die Auswirkungen regional unterschiedlich ausfallen könnten und einige Länder potenziell Vorteile oder Nachteile daraus ziehen.

Wichtigkeit der Emissionsreduktion als primäre Strategie:
Es ist entscheidend hervorzuheben, dass Geoengineering keine primäre Alternative zur drastischen Senkung von Treibhausgasemissionen darstellt. Die oberste Priorität muss immer die Reduktion von Emissionen sein. Geoengineering wird lediglich als potenzielles ergänzendes Instrument erforscht, das im Falle eines Scheiterns der Emissionsminderung als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen werden könnte. Das IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) betont dies in seinen Berichten immer wieder.

Forschung und Zukunftsperspektiven: Wohin geht die Reise?

Aktueller Status der Forschung und Entwicklung:
Die Forschung im Bereich Geoengineering ist unglaublich dynamisch und entwickelt sich rasant weiter. Viele der von uns entdeckten Projekte befinden sich noch in frühen Forschungsphasen oder als Pilotversuche. Es wird intensiv daran gearbeitet, die technischen Machbarkeiten, die potenziellen Auswirkungen und die Herausforderungen der Skalierbarkeit zu verstehen. Universitäten wie Harvard, die ETH Zürich und Forschungsinstitute wie das Umweltbundesamt tragen maßgeblich zur Forschung bei. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken!

Die Rolle internationaler Gremien (z.B. IPCC):
Internationale Gremien wie das IPCC spielen eine bedeutende Rolle bei der Bewertung von Geoengineering-Ansätzen. Sie sammeln wissenschaftliche Erkenntnisse und bewerten die Risiken und Potenziale, ohne jedoch konkrete Empfehlungen für deren Einsatz auszusprechen. Sie stellen vielmehr eine neutrale Informationsbasis für politische Entscheidungsträger bereit. Dies ist wichtig, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Die Zukunft der Geoengineering-Forschung wird maßgeblich davon abhängen, wie schnell und effektiv wir die globalen Emissionen reduzieren können. Je weniger wir heute handeln, desto dringlicher könnten diese Ansätze in der Zukunft werden. Es ist eine Herausforderung, aber auch eine Möglichkeit, unser Verständnis der Erde zu vertiefen.

Fazit: Die Komplexität des Klimamanagements

Was für eine faszinierende Reise durch die Welt des Geoengineering! Wir haben gesehen, dass es eine Vielzahl von wissenschaftlichen Ansätzen gibt, um das Klima gezielt zu beeinflussen – von der Kohlenstoffdioxid-Entnahme bis zum Strahlungsmanagement. Jede Methode hat ihre spezifische Funktionsweise, ihre Potenziale und ihre Herausforderungen. Projekte wie Climeworks auf Island oder die Forschung am Great Barrier Reef zeigen uns, dass bereits konkret an Lösungen gearbeitet wird.

Die Kernbotschaft ist klar: Geoengineering ist ein komplexes Feld, das sorgfältige Forschung, ethische Debatten und globale Zusammenarbeit erfordert. Es ist ein potenzielles ergänzendes Instrument, das uns im Kampf gegen den Klimawandel zur Seite stehen könnte, aber niemals die primäre Notwendigkeit ersetzen darf, unsere Emissionen drastisch zu reduzieren.

Ich finde es unglaublich lohnend, sich mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Die Zukunft unseres Planeten hängt davon ab, wie gut wir verstehen, wie wir die Prozesse der Erde beeinflussen können – und sollten.